2017 trat das «Bundesgesetz über die Aufarbeitung der fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen vor 1981» in Kraft. Dieses geht auf die sogenannte Wiedergutmachungs-Initiative zurück.
Infolgedessen wurde das Bundesamt für Justiz unter anderem zu verschiedenen Massnahmen zur Schaffung einer Erinnerungskultur rund um das Thema verpflichtet. In diesem Rahmen hat das BJ das Projekt «Gesichter der Erinnerung» mit einem substantiellen Beitrag dabei unterstützt, eine Plattform zur Sichtbarmachung und gegen das Vergessen zu realisieren. Die weitere Finanzierung konnte durch Beiträge von Kantonen, Stiftungen, Privaten und einem hohen Anteil an Eigenleistung gesichert werden.
Das Projekt ist auf Initiative von Betroffenen und Historikerinnen entstanden. Das Vorhaben wurde von Beginn weg als partizipatives Projekt geplant.
ZIELE
Der Verein «Gesichter der Erinnerung» initiierte die professionelle Produktion von Videos, welche Betroffene und Angehörige zu Wort kommen lassen und aufzeigen, welche schwerwiegenden Folgen die vergangenen Ereignisse bis in die Gegenwart haben.
Unser Auftrag war eine themengerechte, nachhaltige Plattform zu realisieren, welche sowohl den Videos ihren verdienten Raum gewährt, wie auch weitere Informationen für die breite Öffentlichkeit sowie für Schulen bereit stellt.
Wir setzten uns zum Ziel, die Plattform mit dem Human Centered Design-Ansatz umzusetzen:
Der partizipative Ansatz sollte von Konzeption über die Gestaltung bis zur Lancierung der Plattform durchgezogen werden.
INSIGHTS & STRATEGIE
Die Schicksale der interviewten Personen weisen erkennbare Parallelen auf: Nebst den Erlebnissen in Kindheit und Jugend gleichen sich auch die Folgen und Phasen der späteren Verarbeitung des Erlebten. Diese Themen ziehen sich heute auf der Plattform als roter Faden durch die Geschichten durch. So konnte auf der Plattform eine inhaltliche Struktur und Navigationshilfe geschaffen werden, die gleichzeitig die Geschichten zusammenhält.
Die Plattform sollte auf verschiedenen Ebenen erfahrbar sein.
Jemand, der sich einen Überblick verschaffen möchte, soll ebenso fündig werden, wie jemand, der sehr tiefgehende Informationen sucht. Dies wurde durch verschiedene Informationstiefen gelöst, welche die Nutzenden eigenhändig bestimmen können.
DIE IDEE ZUM LEBEN ERWECKEN
Die Plattform wird soeben mehrsprachig ausgebaut und die Videos untertitelt.
Damit werden die Inhalte der gesamten Schweizerischen Bevölkerung zugänglich gemacht.
Die Plattform bietet das Abonnieren eines Newsletters an. Social Media Kanäle wurden geprüft, aber als nicht vereinbar mit dem Thema identifiziert. Stattdessen wurde spezifische Medienarbeit betrieben und so auf das Projekt aufmerksam gemacht.
Das Plattform-Projekt wurde von verschiedenen Podiumsveranstaltungen begleitet. Zudem bot sich die wertvolle Chance, im Landesmuseum einen Bereich zum Thema zu gestalten.
So bleiben die Erzeugnisse aus dem Projekt langfristig auch im Ausstellungskontext erfahrbar.
ERGEBNISSE
Die Plattform bietet Einblick in die Schicksale, welche Menschen aus der ganzen Schweiz bis heute betreffen. Die Plattform bietet Lehrpersonen Unterrichtsdossiers für den Schulischen Kontext. So wird eine nachhaltige Weitergabe des Wissens über die geschichtlichen Ereignisse ermöglicht.
Betroffenen werden via Plattform aktuelle Anlaufstellen angeboten, um auf diesem Weg sowohl die Unterstützung weiter zu pflegen, wie auch kontinuierlich Informationen zu sammeln. Noch nicht erfasste Einrichtungen, an denen die Geschehnisse stattfanden, können via Formular gemeldet werden. So trägt die Plattform langfristig zur weiteren Aufarbeitung bei.